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Erklärung des VZK zur Potsdamer Garnisonkirche

Der Verbund Zerstörte Kirchen begleitet seit seiner Gründung 2012 die Potsdamer Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche aktiv bei ihrem einmaligen städtebaulichen, kirchen- und kulturhistorischen Projekt. Sie ist damit ein besonders bedeutender Partner unseres Verbundes, dem außerdem Wiederaufbau- und Erinnerungsvorhaben in Bad Muskau, Berlin, Dresden, Leipzig (hier Johanniskirche und Universitätskirche St. Pauli) sowie Magdeburg angehören.

Völlig unabhängig davon, ob Christ oder Nicht-Christ, erzeugen Kirchen bei den Menschen doch immer eine emotionale Bindung zu ihrem Wohnort. Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört oder gar weitgehend unversehrt geblieben, sind viele erst durch SED-Willkürakte endgültig vernichtet worden – etwa 60 wurden abgerissen oder gesprengt. Damit sind auch über Jahrhunderte gewachsene topographische Strukturen zerstört oder überbaut worden. Diese zu „heilen“ und der Vergessenheit zu entreißen bildet eine wichtige Klammer der im Verbund Zerstörte Kirchen vertretenen Initiativen. Dabei reicht die Bandbreite von Wiederaufbau oder Rekonstruktion über Gedenkstätten bis hin zur Entwicklung einer Erinnerungskultur.

Es ist ahistorisch und unredlich, der Garnisonkirche Potsdam das Attribut „Militärkirche“ zuzuweisen, insbesondere mit der Reduzierung ihrer letztlich nur 90-minütigen(!) Rolle am 21. März 1933, dem „Tag von Potsdam“ (mit dem von den Nationalsozialisten äußerst geschickt "vermarkteten" Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler). Allerdings war sie neben ihrer Funktion als Hofkirche auch immer und ausdrücklich gewünscht Heimat einer Zivilgemeinde. Daher widerlegt eindrucksvoll allein auch diese über zweihundertjährige "andere" Tradition eine allein militärische Konnotation. Natürlich war die Garnisonkirche auch ein Gotteshaus für die preußische Armee. Es gab und gibt mehrere Garnisonkirchen in Deutschland und auch ihnen haftet militärische Symbolik an: So weist etwa die Dresdner Garnisonkirche viele Erinnerungstafeln und Devotionalien zu den deutschen Einigungskriegen im 19. Jahrhundert auf - bis heute!

Wenn also schon allein Gebäude für geschichtliche Verwerfungen mit Bann belegt werden sollen, muss dies doch sehr hinterfragt werden. Insofern hat der verantwortliche Architekt Thomas Albrecht völlig recht, wenn er im Interview auf das Beispiel des Berliner Reichstagsgebäudes als Beleg hierfür verweist

Genauso jedoch war die Potsdamer Garnisonkirche Heimatgemeinde einer großen Zahl Offiziere, die aktiv am Widerstand gegen Hitler mit Höhepunkt am 20. Juli 1944 beteiligt waren und dafür mit ihrem Leben gebüßt haben. Gerade also auch an ihre wechselvolle Geschichte zu erinnern und sie heute als einen Ort des Erinnerns und Versöhnens, zu einem Symbol des Friedens wieder (auf-)erstehen zu lassen, ist erklärtes Ziel unserer Partner der Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam.

Hierin werden sie vom Verbund Zerstörte Kirchen mit ganzer Kraft unterstützt!

Aktualisiert am 15.04.2020