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Rehabilitation

Wiederaufbau ausgewählter Schlüsselbauwerke als "ein schmerzlicher Verweis auf einen nicht wieder gutmachbaren Verlust" (Prof. Peter Bürger/ Bremen). In vielen deutschen Großstädten sind identifikationsstiftende Bauwerke unter großer öffentlicher Anteilnahme bereits wiedererstanden (Dresdner Frauenkirche, Braunschweiger Stadtschloß und "Alte Waage", Hildesheimer Marktplatz, Mainzer Marktplatz, Frankfurter Römerberg) oder befinden sich in der Planung (Berliner Schloß, Berliner Bauakademie, Frankfurt/Main Altstadtquartier um den Dom, Schloß Hannover). Auch für die durch die SED-Ideologie zerstörten Kirchenbauten sind Rekonstruktionsinitiativen für die Potsdamer Garnisonkirche, die Leipziger Universitätskirche, die Magdeburger Ulrichskirche und den Leipziger Johanniskirchturm gegründet worden. Klar ist, daß die über 60 gesprengten Kirchenbauten nicht in ihrer Gesamtheit zurückgeholt werden können. Stellvertretend wird man sich hier auf die historisch bedeutsamen konzentrieren müssen, deren Rekonstruktion aufgrund ihrer kulturellen, historischen und politischen Bedeutung auch vom Bund Deutscher Architekten (BDA) akzeptiert werden kann. Stararchitekt Meinhard von Gerkan (73) äußerte sich in einem Interview zum Thema Wiederaufbau zerstörter Kirchen: "Ich bin kein Fan von Wiederaufbauten, das kann ich nicht leugnen. Ich kann aber verstehen, daß viele Menschen das Alte wiederhaben wollen. Ich warne sehr vor Uminterpretationen. Also: wenn Wiederaufbau, dann bitte im Original. Etwas anderes ist es, wenn noch historische Bausubstanz erhalten ist. Da kann man Alt und Neu gut kombinieren." Die von Wiederaufbaugegner häufig geäußerte Kritik, daß man die Geschichte akzeptieren müßte, ist im Falle der durch die SED gesprengten Kirchen nicht haltbar. Wer den Wiederaufbau von durch das SED-Regime gesprengten Sakralbauten ablehnt, gibt nachträglich den SED-Funktionären recht, die die Sprengungen angeordnet haben. Der Verlust geschah aus ideologischen Gründen und ist kein Resultat des Zweiten Weltkrieges. Aus der langen Liste der gesprengten ostdeutschen Kirchenbauten sind kunst- und kulturhistorisch folgende vier Bauwerke hervorzuheben:

Die Magdeburger Ulrichskirche aufgrund ihrer welthistorischen Bedeutung als Reformationszentrum, Sprachrohr des Protestantismus und Entstehungsort der ersten evangelischen Kirchengeschichte (Magdeburger Centurien)

Fotomontage vom Ulrichsplatz mit wiederaufgebauter Ulrichskirche (Montage Matthias Hartmann)

Die Rostocker Jakobikirche aufgrund ihrer Bedeutung als größte Pfarrkirche der Stadt, als Rostocker Domkirche und aufgrund ihrer bauhistorischen Einzigartigkeit im Sinne der englischen Kathedralgotik


Fotomontage einer wiederaufgebauten Jakobikirche vom Kröpeliner Tor aus gesehen (Montage Tobias Köppe)
    
* Die Leipziger Paulinerkirche aufgrund ihrer bedeutenden Funktion als Universitätskirche und Aula der Leipziger Universität und ihrer besonders tragischen Sprengung als völlig intaktes und in Nutzung befindliches Gebäude
       
* Die Potsdamer Garnisonkirche aufgrund  ihrer Funktion als bedeutendste Barockkirche des friderizianischen Potsdam, Begräbnisstätte preußischer Könige und wegen ihres musikhistorisch bedeutsamen Glockenspiels.

In Magdeburg hat sich das Kuratorium Ulrichskirche e.V. am Reformationstag 2007 zur Förderung des Wiederaufbaus der Ulrichskirche gegründet. Im März 2011 führte ein durch linke politische Kräfte organisiertes Bürgerbegehren zu einem Bürgerentscheid mit mißverständlicher Fragestellung, die zum temporären Stopp der Wiederaufbauaktivitäten führte. Mittlerweile ist der Stadtrat aber nicht mehr an das Ergebnis des Bürgerentscheides gebunden.

Fotomontage der Magdeburger Stadtsilhouette mit wiederaufgebauter Ulrichskirche von Westen (Fotomontage Tobias Köppe)

Fotomontage der Magdeburger Innenstadt mit wiederaufgebauter Ulrichskirche in deren Mitte (Fotomontage Tobias Köppe)

In Rostock hat sich die Stadt für einen Gedächtnispark für die Jakobikirche entschieden, eine Rekonstruktionsinitiative hat sich hier nicht formiert. Trotzdem könnten sowohl Turm als auch Kirche an originalem Standort wieder aufgebaut werden.


Fotomontage der Rostocker Stadtsilhouette mit wiederaufgebautem Jakobikirchturm von Norden (Montage Tobias Köppe)

Fotomontage der Rostocker Stadtsilhouette mit wiederaufgebautem Turm der Jakobikirche (Montage Tobias Köppe)

In Leipzig gründete sich Ende der 90er Jahre eine Bürgerinitiative für einen originalgetreuen Wiederaufbau der Universitätskirche, 2004 wurde jedoch der Bau eines modernen Universitätskomplexes durch einen Rotterdamer Architekten beschlossen und im Herbst 2008 Richtfest gefeiert.

In Potsdam ist die Rekonstruktion der Garnisonkirche nach jahrelangem Ringen mittlerweile Chefsache auf oberster Ebene von Politik und Kirche, eine Stiftung zur Errichtung des Bauwerkes wurde bereits gegründet.

Aktualisiert am 21.12.2013